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Vorwort
Inhalt
1.Das Klima als öffentlicher Belang in der Bau­­leit­­planung
2.Charakteristik und Erscheinungsformen des Stadtklimas
3.Energiebewusste Bauleitplanung
3.1Allgemeines
3.2Die Sonne als Energiequelle
3.2.1Globalstrahlung
3.2.2Sonnengeometrie
3.2.3Hilfsmittel zur Untersuchung der Besonnungsverhältnisse
3.2.4Tageslichtbeleuchtung
3.3Die Lufttemperatur als Einflussgröße energiebewusster Planung
3.3.1Kennwerte zur Beschreibung des thermischen Niveaus
3.3.2Lokalklimatische Gesichtspunkte
3.4Der Wind als Einfluss­größe energiebewusster Planung
3.4.1Windstatistik
3.4.2Folgerungen aus der Windstatistik
3.4.3Windzunahme mit der Höhe
4.Methoden der Informations­­­gewinnung für die Planung (Messungen, Windkanal, Numerische Modellierung)
5.Klima- und Lufthygienekarten als Hilfsmittel in der Bauleitplanung
(Beispiel: Klimaatlas Verband Region Stuttgart)
6.Empfehlungen für die Planung
7.Literaturverzeichnis
8.Thematische Websites
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ENERGIEBEWUSSTE BAULEITPLANUNG
   
 3.3.1 Kennwerte zur Beschreibung des thermischen Niveaus

In den Richtlinien VDI 2067, Bl. 1, und VDI 3807, Bl. 1, sind u.a. für 29 Orte in Baden-Württemberg die für den Heizenergieverbrauch maßgeblichen thermischen Kennwerte zusammengestellt. In diesem Zusammenhang werden die folgenden hier verkürzt definierten technischen Begriffe verwendet. Die in Baden-Württemberg vorkommenden Extremwerte ergänzen die entsprechenden Definitionen.

Die Heizzeit wird rein kalendermäßig festgesetzt und dauert vom 1. September bis zum 31. Mai, also neun Monate.

Die Heizperiode fällt in die Heizzeit und kann auf der Grundlage der vergangenen Witterung nur nachträglich angegeben werden. Sie ist im Herbst durch das erstmalige Unterschreiten bzw. im darauffolgenden Frühjahr durch das erstmalige Überschreiten der Außentemperatur 15°C (als übergreifendes Fünftagesmittel) festgelegt.

An einem Heiztag liegt das Tagesmittel der Lufttemperatur unter 15°C. Die Anzahl der Heiztage bezieht sich gesondert auf die Monate der Heizzeit sowie auf die Sommermonate Juni, Juli und August. In Trochtelfingen (Schwäbische Alb) gibt es während der Heizzeit im Mittel 269,9 Heiztage, in Heidelberg 235,7 Heiztage. Die mittlere Außentemperatur während der Heizzeit beträgt z.B. in Trochtelfingen 3,0 °C, in Heidelberg 6,3 °C.

Die Gradtagzahl für die Heizzeit ist die Summe der Differenzen zwischen der mittleren Raumtemperatur von 20 °C und den Tagesmitteln der Lufttemperatur über alle Heiztage (vom 1. September bis 31. Mai). Bei der Gradtagzahl für die Heizperiode werden nur die Heiztage berücksichtigt, die zwischen Beginn und Ende der Heizperiode liegen. Für Trochtelfingen beträgt die Gradtagzahl für die Heizzeit 4597 Kd/a, für Heidelberg 3226 Kd/a (Kd/a= Kelvin x Tag/Jahr).

Die Heizgradtage (s. Abb. 3/19) schließlich sind die Summe der Differenzen zwischen der Heizgrenztemperatur von 15 °C und den Tagesmitteln der Außentemperatur über alle Kalendertage mit einer Tagesmitteltemperatur unter 15 °C. Die mittleren Heizgradtage belaufen sich für Trochtelfingen auf 3425 Kd/a und für Heidelberg auf 2065 Kd/a.

Mit diesen Angaben ist zugleich die in Baden-Württemberg vorkommende regionale Spanne klimatischer Kennwerte umgrenzt, die den Energieverbrauch wesentlich bestimmen. Dabei spielen vor allem die Unterschreitung der Heizgrenztemperatur von 15 °C (Gradtagzahl bzw. Heizgradtage) und die maximale Temperaturdifferenz zwischen innen und außen eine wesentliche Rolle.

Grundlage zur Berechnung des Jahreswärmebedarfs ist zunächst das Normblatt DIN EN 12831, nach dem der Norm-Wärmebedarf eines Gebäudes zu ermitteln ist. Nach der Richtlinie VDI 2067 kann dann der jährliche Wärmeverbrauch in der Heizzeit vorausberechnet werden. Danach bedeutet eine Erhöhung der Temperaturdifferenz zwischen innen und außen im Mittel der Heizzeit um 1 °C eine Zunahme des Heizenergieverbrauchs von rund 6%.

 
 
 
Abb. 3/19: Heizgradtage in Stuttgart